Die Angst vor Terrorismus wird von allen geteilt

“Die Angst vor Terrorismus wird von allen geteilt”

Romano Prodi, Sonderbeauftragter der UN, war am Tag der französischen Intervention in der malischen Hauptstadt Bamako zu Gesprächen mit der Regierung. Er sieht eine einheitliche Position der EU.

Constanze Reuscher gespräch mit Romano Prodi Die Welt am 14. Januar 2013 veröffentlicht

Die Welt: Sie waren am Freitag in Mali. Wie haben Sie den Tag erlebt?

Romano Prodi: Die Atmosphäre hat sich im Laufe des Tages radikal geändert. Ich war nach Bamako gekommen, um mich mit Regierungs- und staatlichen Vertretern zu treffen.

Im Laufe des Vormittags habe wir Verhandlungen geführt, alles in entspannter Stimmung. Es ging vor allem darum, wie man die Spannungen mit friedlichen Mitteln eindämmen könnte. Nur wenige Stunden später war alles anders, und die malische Regierung hat um Hilfe gebeten.

Die Welt: Haben Sie Ablehnung gegen die französische Intervention empfunden?

Prodi: Die malische Regierung hat sofort um ein Eingreifen der internationalen Gemeinschaft gebeten, und Frankreich hat auf der Basis einer breiten Übereinstimmung eingegriffen.

Die Welt: Sind sich die Mitglieder des Sicherheitsrats deshalb so schnell einig gewesen, während es über Syrien immer noch keine Entscheidung gibt?

Prodi: Die Angst vor dem islamischen Terrorismus wird von allen geteilt. Ich gestehe allerdings ein, dass ich eine so eilige Einigung in New York wie über die militärische Intervention in Mali noch nie erlebt habe.

Die Welt: Gilt das auch für Europa? Manche befürchten ja, dass Deutschland einen anderen Weg gehen und damit Europa teilen könnte.

Prodi: Aus den Erklärungen, die ich kenne, geht eine einheitliche Position der Union hervor. Ich habe keine Anhaltspunkte für eine davon abweichende Position Deutschlands.

Die Welt: Zurück zu Mali: Welche Eindrücke haben Sie vom Norden?

Prodi: In solchen Situationen gilt leider: Je dichter man dran ist, umso weniger begreift man. Da gibt es tausend Schattierungen, und in den Norden kann man ja nicht fahren. Aber als aufmerksamer Beobachter hat mich besonders beeindruckt, dass die Stärke der Gruppen Ansar al-Dine und Mujao unterschätzt worden sind.

Diese islamischen Gruppen sind viel größer, als man angenommen hat. Analysten glaubten an wenige Hundert Kämpfer. Dann mussten sie entdecken, dass es schon in einzelnen Gegenden mehr als 1000 sind.

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Dati dell'intervento

Data
Categoria
gennaio 14, 2013
Interviste